Michael HönnigMichael Hönnig
Scrum ist ein agiles Projektmanagement-System in dessen Zentrum der mit der eingesetzten Arbeitsleistung geschaffene Geschäftswert steht. Sicherlich sind auch einzelne Elemente aus Scrum oft hilfreich, doch so nützlich eine Klingel und eine Handbremse sein mögen, machen selbst eine Klingel und eine Handbremse zusammen noch kein Fahrrad. Um festzustellen, ob ein Team wirklich nach Scrum arbeitet oder nicht, gibt es den sogenannten Nokia-Test. Dieser gliedert sich in einen Test, ob überhaupt ein iterativer Prozess gelebt wird:
  • Wird das Projekt in Iterationen mit feststehendem Anfang und Ende von bis zu 6 Wochen Länge durchgeführt?
    (Die Antwort sollte ja sein.)
  • Gibt es am Anfang jeder Iteration funktionierende Software?
    (Die Antwort sollte ja sein.)
  • Gibt es am Anfang jeder Iteration eine vollständige und detaillierte Spezifikation der in der Iteration zu realisierenden User-Stories?
    (Die Antwort sollte nein sein.)
  • Findet das Testing in jeder Iteration parallel zur Entwicklung statt?
    (Die Antwort sollte ja sein.)
Und in einen Test, ob dieser iterative Prozess Scrum ist:
  • Ist eine definierte Person, die für das Produkt verantwortlich ist und den Kunden repräsentiert (Product-Owner), jederzeit für Fragen verfügbar?
    (Die Antwort sollte ja sein.)
  • Gibt es eine vom Product-Owner priorisierte Liste der von ihm benötigten (für ihn wertvollen) User-Stories, deren Größe vom Team laufend geschätzt wird (Product-Backlog)?
    (Die Antwort sollte ja sein.)
  • Gibt es während der Iteration eine Übersicht darüber, welche User-Stories bereits vollständig realisiert sind (Burn-Down-Chart)?
    (Die Antwort sollte ja sein.)
  • Kann sich das Team voll auf die aktuelle Iteration konzentrieren, ohne von Managern oder Kunden unterbrochen zu werden, und gibt es jemanden, der externe Probleme vom Team fern hält (Scrum Master)?
    (Die Antwort sollte ja sein.)
Ich selbst hatte noch nicht das Glück, in einem solchen Umfeld arbeiten zu können. Am nächsten kam dem ein Projekt, bei dem es keinen Scrum-Master und keinen dedizierten Product-Owner gab. Das Projekt lief dennoch sehr gut, aber es wurde auch deutlich, dass es so ein einem größeren Projekt nicht mehr funktioniert hätte. Auf jeden Fall ist zu bedenken, dass man daraus, dass einzelne Elemente alleine noch keine große Besserung bringen, kaum auf die Mächtigkeit von Scrum zu schließen ist. Auch eine fehlende Kugel im Kugellager eines Fahrrades macht Fahrradfahren unnötig anstrengend - und bricht bald das ganze Rad.